Obergrabenpresse

Geschichte

Teil 2 von 9

Eine Auflage von 50 Exemplaren zu fünf Aquatinta-Radierungen braucht Platz. Lorenz druckte »grafiklyrik 1«, das heißt, er schuftete an der Handkurbel, weil die Mailänder eine Andruck- und keine Tiefdruckpresse ist. Theilmann hatte zu tun, im Rathaus die Druckgenehmigung einzuholen. Was wussten Sachbearbeiter von Gedichten, sie hatten Bammel, dass ein verkehrtes Wort drin steht. Anträge, Vorsprache, weitere Vorsprachen, endlich gab es die begehrte Buchstaben- und Zahlenkombination It 743/78.

Ein Buchbinder, der sich an unseren Großauftrag traute, fand sich nicht leicht. Hochwertiges Material musste mitgebracht werden, das Prägewerkzeug für den Pergamentrücken, Ideen sowieso. Ein Verlag kupferte sie auf den Millimeter genau ab und wurde auf der Leipziger Buchmesse mit dem ersten Preis für Gestaltung belohnt. Auch Goethegedichten soll es gut gehen.

Als wir den Behörden- und Materialbeschaffungskram hinter uns hatten, die Auflage gedruckt war, war uns wohl, so wohl, dass wir meinten: Jetzt wissen wir, wie es geht, es wäre Wasser in die Elbe geschüttet, machten wir nicht weiter.