Obergrabenpresse

Geschichte

Teil 4 von 9

Jochen Lorenz, der sich vom Fahrplandrucken bei der Reichsbahn verabschiedet hatte, wurde als Drucker in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Damit war er nicht mehr wie bisher »asozial«, weswegen ihm laut Gesetz Zuführung zu gesellschaftlich wichtiger Tätigkeit oder Arrest drohte.

Die Werkstatt befand sich seit 1982 auf der Ritzenbergstraße 5. Zwei Jahre sollte die Rekonstruktion des Barockhauses auf dem Obergraben dauern. Wie das mit alten Buden so ist, Putz runter und böses Erwachen. 1989 war bis in Traufhöhe saniert, dann kamen Rückübertragungsansprüche, was unsere Rückzugsvereinbarung Makulatur werden ließ.

Unsere neue Werkstatt war vorher die Ladenwohnung eines Nähmaschinen-Reparateurs gewesen. Reparieren mochte man darin können, aber drucken? Sommers schien die Sonne mit solcher Kraft durch das Schaufenster, dass Lorenz die aufgeheizten Farben wegschwammen. Winters wusste er nicht, wie die Erdgeschossbude warm zu kriegen sei. Das Feuerloch des grünen Kachelofens war von einem Grafikschrank verstellt, ein kleiner Dauerbrandofen musste es richten.